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Paris – Es war ein kühler Auftakt für die Pariser Modewoche: Bei der Präsentation seiner zweiten Kollektion für das Modehaus Saint Laurent ließ Anthony Vaccarello seine Gäste zittern. Denn die Show fand am Abend im Freien statt.

Auf dem Baugelände des zukünftigen Firmensitzes in der Rue de Bellechasse pfiff ein eisiger Wind über die kalten Marmorplatten, die als Sitzplätze fungierten. Da halfen auch die schwarzen Decken nicht mehr viel, die am Eingang an die Besucher verteilt wurden.

Heiße Ohren konnte man bei Saint Laurent höchstens beim Anblick von Vaccarellos Rock-Länge bekommen, die gerade einmal die Pobacken bedeckte. Gleich zu Beginn der Show am Dienstagabend stach vor allem ein asymmetrisches, cognacfarbenes Lederminikleid ins Auge: Betont wurde es durch einen spektakulären, mit Lammfell gefütterten Handschuh, der bis zur Schulter ging. Auch die riesigen Volants, Drapierungen und gerafften Stiefel waren echte Hingucker.

Vaccarello hat der Marke erfolgreich seinen eigenen Stempel aufgedrückt, steht aber auch unter Zugzwang. Immerhin schaffte es sein Vorgänger Hedi Slimane mit seiner Glam-Rock-Mode, Saint Laurent zu einer unglaublichen Gewinnsteigerung von über 25 Prozent zu verhelfen. Der neue Kreativdirektor darf also nicht nur an seine geliebten Party-Girls denken, sondern muss vor allem die große Masse im Blick haben.

Daher schaffte es auch alltagstauglichere Mode auf den Laufsteg. So wie bequeme Flanellhosen, die mit Sneakers kombiniert wurden oder sportliche Lederblousons, Jeanshosen und dicke Rollkragenpullover. Beendet wurde die Show dann aber ganz Vaccarello-like mit einer Glitzerparade aus mit Strass-Steinen besetzten und überwiegend knappen Abendkleidern.

Am Tag darauf musste sich auch Bouchra Jarrar mit ihrer zweiten Kollektion als fähige Nachfolgerin beweisen. Sie übernahm im vergangenen Jahr die kreative Leitung des französischen Modehauses Lanvin und stieg somit in die Fußstapfen von Publikumsliebling Alber Elbaz. Unter den prächtigen Kronleuchtern des Hotel de Ville zeigte sie eine romantische, vom Tanz inspirierte Kollektion.

Geschmeidig flatterten die zartrosa Chiffonröcke um die schlanken Beine der Models. Oberteile waren drapiert oder gewickelt, wie man das aus dem Ballett kennt, mit Spitzen und Rüschen dekoriert. Damit das Ganze nicht zu lieblich wirkt, wurden die Looks mit flachen Stiefeletten und punkigen Netzstrümpfe aufgebrochen. Eine feminine, aber selbstbewusste Vision der Frau, die vielen gefallen könnte.

Allerdings wurde die Show überschattet von den Berichten des Castingdirektors James Scully, der dem Haus vorwirft, ausdrücklich nach weißen Models für seine Schauen zu fragen. Immer wieder wird der Mode vorgehalten, die weibliche Vielfalt nicht genügend zu repräsentieren und ein rassistisches Frauenbild zu vertreten. Zwar liefen mit Joan Smalls und Alicia Burke auch zwei farbige Mannequins in der Show, bei insgesamt gut 40 Models bleibt das aber in der Tat eine dürftige Quote.

Die weibliche Vielfalt feierte dagegen Isabel Marant. Die Französin schickte nicht nur Models jeglicher Hautfarbe über den Laufsteg, sondern auch unterschiedlichen Alters. So wie die 90er-Jahre-Ikonen Carolyn Murphy und Amber Valletta. Ein Beweis, dass ihre lässigen XXL-Schnitte, Bohème-Kleider und Overknees-Stiefel für Jung und Alt funktionieren.

Für welche Frau Rick Owens seine aktuelle Kollektion entworfen hat, blieb allerdings die große Frage vom Donnerstagabend: Unförmige Kleider, die aussahen als ob dicke Daunenschlafsäcke um den Körper gewickelt waren und abstrakte Metallgerüst-Hüte, an denen abgeschnittene Ärmel baumelten – die dürften auch für eiserne Rick-Owens-Jünger schwer zu tragen sein.

Fotocredits: Pps,Pps,Pps,Gaetano Piazzolla,Thibault Camus
(dpa)

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