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Mailand – Die Suchanfragen gingen durch die Decke, als Jennifer Lopez im Jahr 2000 bei den Grammy Awards ein heute legendäres Dschungelkleid trug. In diesem Moment, so hieß es später, erkannte Google, dass die Menschen nicht nur Informationen, sondern auch Bilder im Netz finden wollten – die Idee zur Bildersuche war geboren.

Am Freitagabend schritt die heute 50-jährige Popsängerin («Waiting for Tonight») – auch J.Lo genannt – am Ende der Mailänder Versace-Show in einer Neuauflage des ikonischen Kleides durch die Halle. Die Besucher hielt es nicht auf den Sitzen – ein magischer Moment für die Fashion Week.

Donatella Versace spielte das Tropen-Dschungel-Thema durch die ganze Kollektion, mit Applikationen, Fransen, Drucken. Doch ist das nur eine Facette ihrer neuen Mode. Die anderen: schwarze Sexyness. Markante, breite Schultern. Parkas und Regenmäntel in Leuchtfarben. Anzüge im überfärbten Prince-of-Wales-Karo. Sportswear mit «Gianni Versace»-Aufdrucken – eine Hommage an ihren 1997 ermordeten Bruder.

Mit frischen Farben und ganz viel Lässigkeit zelebrierte Boss am Sonntag seinen Umzug von New York nach Mailand. Die letzten fünf Jahre hatte das Label aus Metzingen in Baden-Württemberg seine Show auf der Fashion Week der US-Metropole veranstaltet. Mit der Kollektion Frühjahr/Sommer 2020 ging es nun über den Atlantik in die italienische Modestadt – an die Seite der dort heimischen Giganten wie Versace oder Prada.

Oft zeigen sich die Boss-Looks Ton in Ton in einer Farbskala von Sand und Creme über verschiedene Blautöne bis hin zu kräftigem Rot und sonnigem Gelb. Ein Schlüsselelement ist der lange lässige Mantel. Bei den Materialien sticht Leder in verschiedenen Varianten heraus.

Unter dem schlichten Titel «Erde» fasste Giorgio Armani seine neue Kollektion zusammen. Doch brachte der Mailänder Stardesigner damit am Samstag nicht die Klimaschutz-Debatte auf den Laufsteg, sondern zelebrierte die Schönheit der Natur: mit Himmel-und-Erde-Farben (Blau und Braun) und floralen Mustern. Zu sehen waren Anzüge mit kurzen Jacken, weite fließende Hosen, leichte Organza-Parka sowie Kleid-Hose-Kombinationen.

Thematisch ist es da nicht weit zu Cividini. Dort lieferte Bernardo Bertoluccis Film «Himmel über der Wüste» das Farbkonzept. Helle Natur- und Blautöne, aber auch florale Musterbilder zeigen sich auf sehr leichten Stoffen für lässig sitzende Hosen, ärmellose Jacken, Shorts und Kleider mit aufgesetzten Taschen oder sommerliche Trenchcoats.

Wasser gab es sozusagen bei Missoni – die Show fand am Samstagabend in einem Mailänder Freibad statt. Vorgeführt wurde dort sowohl die Damen- als auch die Herrenkollektion. Für Sie gab es unter anderem bedruckte transparente Stoffe für lange Röcke oder als Jacke getragene Blusen, Pullunder mit Glanzeffekt sowie ärmellose Mäntel. Für Ihn gestreifte Anzüge, Hemden mit Blumenmustern und Tuniken.

Stella Jean entwirft Mode mit einer Mission: das friedliche Zusammenleben der Kulturen. Jede Saison widmet sie einem Land, einer Ethnie – jetzt am Samstag der nur noch aus rund 3000 Menschen bestehenden Volksgruppe der Kalash in Pakistan. Handwerkerinnen von dort haben Stickereien für die Mode von Stella Jean realisiert. Die römische Designerin kombinierte unter anderem Sport-Polos oder T-Shirts mit Motiv-Druck zu opulenten Röcken, akzentuierte Taillen mit markanten, bunt-gemusterten Gürteln, zeigte Leinen-Trenchcoats und kragenlose Parkas.

«Divine», so lautet das Motto der neuen Kollektion des Münchner Labels Aigner. Ganz irdisch sah das «Göttliche» am Freitag dann so aus: Lederblousons in Kroko-Optik zu luftigen, sehr weiten Hosen. Bustiers und Korsettgürtel. Flechtdetails und Plissees. Immer wieder schürzenähnliche Kleider.

Fotocredits: Luca Bruno,Matteo Rossetti/Lapresse,Antonio Calanni
(dpa)

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