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Nürnberg – Kaum etwas verhagelt Wintersportlern den Tag auf der Piste mehr, als wenn sie frieren. Deshalb kleiden sie sich lieber mit System. Basis ist das altbekannte Prinzip der Zwiebel – und zwar in drei Lagen.

Jede Lage hat eine klare Funktion, wie Fachjournalist Ralf Stefan Beppler erklärt: «Die erste Schicht ist für den Klimakomfort und das Feuchtigkeitsmanagement da, die zweite für die Isolation, die dritte für den Wetterschutz». Wie man die Zwiebel im Detail umsetzt:

Die erste Lage: Das Feuchtigkeitsmanagement

Wer Sport macht, der schwitzt. Und je mehr der Schweiß strömt, desto mehr Feuchtigkeit muss die Funktionswäsche von der Haut weg leiten. So sei etwa Merinowolle bei sehr aktiven Tätigkeiten wie Skitouren nicht empfehlenswert, weil der Stoff zu langsam nachtrocknet, sagt Beppler. Bleibt Schweiß auf der Haut, fröstelt man.

Grundsätzlich rät der Experte daher eher zu Polyfasern wie Polypropylen oder Polyester, die wenig Feuchtigkeit aufnehmen. Der Trend geht laut Beppler aber zu Mischfasern. «Beliebt ist im Moment die Kombination von Merino und Polyester.» Sie bietet einen kleinen Wärmefaktor, ohne das zu viel Feuchtigkeit aufgenommen wird.

Verzichten sollte man auf Baumwolle. «Sie ist ein Feuchtigkeitsspeicher.» Das sei eine Kardinalsünde im funktionellen Kleidungssystem, formuliert es Beppler.

Die zweite Lage: Die Isolation

Diese Lage hält warm. Wer gemütlich unterwegs ist und es gerne kuschelig hat, setzt auf Daunen. Sie können aber schnell zu warm werden, weshalb diese Lösung für sportlichere Abfahrer nicht ideal ist. Für sie sind eher Fleece oder Bauschfasern wie Microloft, Primaloft oder Thermore passend, sagt Beppler. Materialien wie Polartec Alpha seien speziell für intensive Aktivitäten gemacht. Diese leiten Feuchtigkeit gut ab, halten aber auch ausreichend warm.

Wichtig ist: Als Zwischenschicht dürfe die Kleidung bei Bewegungen nicht behindern, sagt der Textilexperte. Innen wie außen sollte sie aus diesem Grund möglichst glatt sein, damit etwa die Ärmel nicht stecken bleiben, sondern gleiten können. Das passiere zum Beispiel bei rauem Fleece. «Hier empfiehlt sich ein Stretch-Fleece mit Elastan-Anteil, der eng anliegt und eine glatte Oberfläche hat.»

An einem trockenen, nicht zu kühlen Wintertag reichen die beiden Lagen oft schon, sagt Andrea Müller vom Deutschen Skilehrerverband. Regnet oder schneit es, fällt man als Anfänger noch häufiger hin oder ist man im Tiefschnee unterwegs, geht es nicht ohne eine weitere Schicht, die vor Nässe und Wind schützt. «Ich ziehe generell so eine Jacke drüber, außer wenn es richtig warm und sonnig ist», so Müller.

Die dritte Lage: Der Wetterschutz

Diese Lage wehrt vor allem Nässe ab und sollte Gore-Tex oder ein ähnliches Material beinhalten. Oftmals sind die Jacken gefüttert. Nötig ist das jedoch nicht, wenn man das Zwiebelprinzip anwendet, denn die zweite Schicht übernimmt die Fütterung. Wer eine gefütterte Oberjacke nimmt, könnte sich diese Lage auch sparen, erklärt Müller.

Für Skihosen gilt das nicht: An den Beinen trägt man nur Funktionswäsche. Die Hose sollte entsprechend nicht nur wasserdicht sein, sondern auch warm halten.

Schutz für die Füße: Keine Schichten anziehen

Arme, Oberkörper und Beine sind nun gut verpackt. Nur sind das häufig nicht die Stellen, an denen die Kälte hineinkriecht. Finger, Füße und Kopf sind dafür anfälliger.

Hier helfen drei Lagen eher nicht weiter: Wer sich zum Beispiel drei Socken über die Füße stülpt, dem drücken im schlimmsten Fall die Schuhe, weil die Socken Falten werfen. Damit die Füße warm bleiben, sollten vielmehr die Ski- oder Snowboardstiefel gut passen, rät Müller. Und man trägt Skistrümpfe, denn diese halten warm und transportieren zugleich Feuchtigkeit vom Fuß weg, wie die Expertin erläutert.

Manchmal hilft elektrische Unterstützung. «Wenn es sehr kalt ist, trage ich beheizbare Socken», erzählt Müller. Bei denen lassen sich in verschiedenen Stufen die Sohlen erwärmen. Eine weitere Alternative sind beheizbare Einlegesohlen. «Das macht wirklich etwas aus.»

Schutz für die Hände: Fäustlinge halten wärmer

Bei den Händen gilt die Faustregel – und zwar im wörtlichen Sinn. Denn Fäustlinge halten im Allgemeinen wärmer als Fingerhandschuhe. «Gerade bei Kindern würde ich sie immer bevorzugen, weil die Kleinen auch nicht so oft Reißverschlüsse auf und zu machen müssen», erklärt Müller. Wer lieber Fingerhandschuhe trägt, aber kalte Hände fürchtet, kann zusätzlich dünne Unterzieh-Handschuhe anstreifen. Oder man setzt auf eine beheizbare Lösung, die es auch hier gibt.

Für Kopf und Hals rät Andrea Müller zu Nackenwärmern, Sturmhauben oder Skimasken. Sie zieht man über den Kopf – anders als ein Schal halten sie um den Hals wirklich dicht und zudem die Ohren warm. Die weiteren Vorzüge: Die dünnen Textilien passen unter den Helm und sie lassen sich bei Bedarf über Mund und Nase ziehen – etwa wenn bei der Fahrt mit dem Sessellift einem kalter Wind ins Gesicht bläst.

Stichwort Helm: Den sollte der Gesundheit zuliebe ohnehin jeder Skifahrer und Snowboarder tragen. Darüber hinaus hält er nach Müllers Worten auch wärmer als eine Mütze und sorgt über die Lüftungsschlitze für eine bessere Zirkulation der Luft. «Bei modernen Helmen sind sie verschließbar, damit der Kopf bei Schneefall nicht nass wird.»

INFO-KASTEN Die Trendfarben des Winters

Neunziger-Jahre-Looks und viel Farbe: Das sind zwei Trends für die Ski- und Snowboardklamotten des kommenden Winters, wenn es nach der Einschätzung der Trendexperten der Sportartikelmesse Ispo geht. Die Bandbreite reiche «von soften Tönen bis zu starken Farben wie deep orange oder oliv». Der Retro-Trend indes ist nicht neu – er zeigt sich branchenübergreifend bereits seit einigen Saisons.

Fotocredits: Claudia Ziegler,DSLV,Isbjörn of Sweden,Haglöfs,Mammut,KJUS,Moritz Attenberger,The North Face,Spyder,Stance,Millet,Columbia Sportswear
(dpa/tmn)

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