By - - Kommentare deaktiviert für Das Massenphänomen Fußball: Stadien im Wandel

Fußballstadien haben sich von schlichten Sportarenen zu Erlebniszentren gewandelt, deren Ausstrahlung selbst bei Besichtigungen außerhalb der Spieltage Emotionen weckt. In modernen Stadien nimmt die Anzahl der Sitzplätze zulasten der Stehplätze deutlich zu. Bei internationalen Spielen untersagt die UEFA aus Sicherheitsgründen sogar den Verkauf von Stehplatzkarten, so dass in den meisten Fußballarenen ein Großteil der Stehplätze zu Sitzplätzen umgebaut werden kann.

Die Zuschauerzahlen waren vor dem Zweiten Weltkrieg am höchsten

Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Fußball rasch von einer Freizeitbeschäftigung der Spieler zu einem von zahlreichen Zuschauern besuchten Massenphänomen. In Europa waren die höchsten Besucherzahlen vor dem Zweiten Weltkrieg zu notieren, während das absolut am meisten besuchte Fußballspiel mit ca. 200.000 Gästen bei der Weltmeisterschaft 1950 in Brasilien stattfand. Verschärfte Ansprüche an die Sicherheit im Stadion und höhere Komfortwünsche haben dazu geführt, dass fast alle Fußballstadien ihre Zuschauerkapazitäten verringern mussten. Bis in die 1980er Jahre galt der Besuch eines Fußballspiels vorwiegend als Freizeitbeschäftigung von Arbeitern und einfachen Angestellten, während Angehörige der gehobenen Mittelschicht kaum zu einem Gang ins Stadion zu motivieren waren. Die Situation änderte sich mit der Einführung eines höheren Komforts und durch VIP-Logen im Stadion. Diese Entwicklung führte allerdings auch dazu, dass für Fans mit geringem Einkommen ebenfalls nur noch weniger preiswerte Plätze zur Verfügung stehen.

Das neue Phänomen der Besichtigung eines Fußballstadions

Zu einem Fußballspiel ins Stadion kommt heute jeder – vom eingefleischten Fan bis hin zum Theaterfreund. Der Frauenanteil in der Zuschauergruppe hat zudem deutlich zugenommen. Klassische Fans bevorzugen die Stehplätze, da sie im Stehen intensiver als im Sitzen mit ihrer Mannschaft mitfiebern können. Obgleich Sportportale im Internet in Echtzeit Informationen über Spielstände und Spielverläufe bieten und Fernsehsender viele Spiele live übertragen, sind die Fußballstadien gut besucht. Viele Fans lesen aber nach dem Stadionbesuch oft noch den Spielbericht im Internet nach (zum Beispiel hier) oder schauen sich die Zusammenfassung im Fernsehen an.

Selbst leere Stadien finden ihr begeistertes Publikum. Immer mehr Vereine bieten ihren Fans und Stadturlaubern die Möglichkeit, die Fußballarena an Nichtspieltagen zu besichtigen. Die meisten Besucher sind von einer fast sakralen Ehrfurcht ergriffen und schildern nach dem Besuch das Gefühl, als habe der Rasen die Siege und tragischen Niederlagen gespeichert.

Weniger Zuschauerplätze bei steigenden Einnahmen

Die höheren Anforderungen der Zuschauer an den Stadionkomfort verringern die Kapazität zusätzlich zu den Sicherheitsauflagen. Ein Sitzplatz benötigt in der Fußballarena mehr Platz als ein Stehplatz. Aus wirtschaftlichen Gründen ist er dennoch rentabel, denn Eintrittskarten für Sitzplätze lassen sich teurer verkaufen als Stehplatzkarten. Überstrapazieren sollten Vereine diese Möglichkeit der Umsatzsteigerung jedoch nicht, denn die treuesten Fans möchten sich auch weiterhin jedes zweite Wochenende in der Stehplatzkurve einfinden.

Bild Urheberrecht: thinkstockphotos, Hemera, Nuno Garuti



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